Wie viel Autobiographisches steckt in meinem Projekt "Liebe Jenseits Musik"?
(Übrigens finde ich das etwas witzig, die Kürzel "<3 RIP 🎼" für "Liebe Jenseits Musik" zu verwenden.)
Ich behaupte, jede Geschichte, die jemals geschrieben wurde, ist autobiographisch. Manchmal, wie in meinem Fall, sind die autobiographsichen Inhalte symbolisch verarbeitet, also nicht wörtlich direkt 1:1 im Leben wieder zu finden. Was meine ich damit? In "Liebe Jenseits Musik" geht es um jemand, der gestorben ist und im Jenseits aufwacht. Dieser Jemand hat seine Frau, seinen Sohn und seinen besten Freund zurückgelassen. Diese Konstellation kam in meinem Leben noch nicht vor. Ich habe keinen besten Freund verloren (und wünsche meinen besten Freunden auch ein langes und erfülltes Leben!) und ich kenne auch niemand, der gestorben ist und Frau, Sohn & besten Freund zurückgelassen hat. Also 1:1 diese Konstellation ist mir aus dem echten Leben nicht bekannt.
Aber ich kenne Menschen, die bereits einen Elternteil verloren haben. Und ich kenne Menschen, die Kinder zurückgelassen haben. Letzteres meine ich auch durchaus symbolisch, metaphorisch. Was bedeutet das? Wir waren alle mal Kinder. Und dieses Kind steck noch immer in uns drin. Was macht dieses Kind? Das, was es immer gemacht hat. Es träumt, es lacht, es weint, es spielt, es will Zucker,... Auch in uns Erwachsenen tut es das. Und wer das missachtet, wer das ignoriert, weiß auf einer symbolischen Ebene irgendwo auch, und wenn es nur zum Teil ist, was es heißt, ein Kind zurückzulassen.
Für manche Lesende ist das vielleicht ein Schritt zu weit, wenn ich das so formuliere. Das ist mitunter auch ein Grund, warum ich in "Liebe Jenseits Musik" diese Thematik ganz anders darstelle. Nämlich in Form einer einfach nachvollziehbaren Geschichte:
Ein Kind erlebt einen tragischen Verlust. Zuerst erlebt es, dass sich die Eltern trennen. Und dann stirbt der Vater auch noch. Das Kind ist zunächst sehr schweigsam. Irgendwann fängt es an, Bilder zu malen. Es malt sehr viele Sonnen.
Was ist die Überlegung dahinter? Die Sonne ist ein Symbol für eine unerschöpfliche Quelle von Wärme und Sicherheit. Das Kind möchte diese Quelle finden, denn diese ging ja durch die Verluste verloren. Die Scheidung hat auch eine Art Trennung von der Mutter bzw. dem sicheren Familienverband bewirkt, welcher einst diese Quelle der Wärme und Sicherheit, also die Sonne, war. Klarerweise möchte das Kind aber diese Sonne wieder haben. Es kann diese klare und präzise Formulierung aber noch nicht wählen, daher malt es Bilder von der Sonne. Einem aufmerksamen Beobachter fällt dies möglicherweise auf und kann es, wenn er Glück hat, richtig deuten.
Was ist daran jetzt autobiographisch? Ich habe weder eine Scheidung erlebt noch einen Elternteil verloren (und ich wünsche auch meinen Eltern ein gemeinsames, langes und erfülltes Leben!). Aber ich weiß, was es bedeutet, Verluste zu erleben. Und mit welchen Gefühlen das einhergeht. Ich weiß, was es bedeutet, das innere Kind zu vernachlässigen. Ich weiß, wie es ist, eine Sonne zu verlieren. Und ich weiß, wie sich Kinder ausdrücken können, nicht zuletzt aufgrund meiner jahrzehntelangen Erfahrung als Pädagoge, aber auch aufgrund meiner persönlichen Erfahrungen. Die meisten Menschen haben tragische Verluste erlebt, vor allem, je älter sie werden. Viele Menschen sehnen sich bei einem solchen Verlust nach der oben beschriebenen symbolischen Sonne, auch, wenn sie vielleicht nicht 1:1 die Geschichte in "Liebe Jenseits Musik" erlebt haben und auch, wenn letztlich jeder Verlust individuell anders verarbeitet wird.
Ist die Geschichte in "Liebe Jenseits Musik" nun also autobiographisch? Ja. Wenn auch nicht 1:1 autobiographisch. Meine Meinung ist aber, dass keine Geschichte jemals 1:1 autobiographisch ist. Auch bei einer Geschichte, die buchstäblich "Autobiographie" heißt, ist nicht die wahre 100%ige 1:1 Autobiographie enthalten. Auch dort muss die Autorin Abstriche machen. Sie kann nicht ihr gesamtes Leben aufschreiben. Sie muss eine Auswahl treffen. (Warum schreibe ich hier eigentlich plötzlich "Autorin" und nicht "Autor"? Weil ich so gendere, wie ich es für optimal halte: Nämlich je nach Lust und Laune. Hier dachte ich spontan: Ich nehme mal die weibliche Endung.)
Wir alle erzählen uns andauernd Geschichten. Die meisten davon sind Alltagsgeschichten. Aber keine davon entspricht jemals 1:1 der Realität. - Es wäre interessant zu wissen, was mit den Teilen passiert, die ausgelassen werden, mit jenen Teilen, die gefärbt werden, die durch das Erzählen zumindest den Hauch einer anderen Richtung erhalten haben... Wo bist du, du Rest der Wahrheit, die dich nie jemand beachtet hat und wahrscheinlich nie jemand beachten wird...? Gute Reise, wo auch immer du bist... Das wünsche ich dir aus dem tiefsten Punkt meines Herzens!
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Ich habe sehr viel ausgelassen bei dieser Geschichte. Zum Beispiel, dass "Liebe Jenseits Musik" am 15. Mai 2025 aufgeführt wird. Du kannst bereits ein Ticket für die Veranstaltung reservieren. Sie findet in einem der schönsten Aufführungssääle statt in einer der coolsten Location, die ich je erlebt habe: In der Kulturszene Kottingbrunn. Dort, wo auch der Weihnachtsmarkt, Ostermarkt und viele andere Sachen sind. Über diesen Link gelangst du zur Veranstaltung. Ich freue mich, dich zu sehen!
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