Es gibt Reisen, von denen man keine Fotos hat. Weil buchstäblich keine möglich sind. Manchmal sagen Freunde zu mir "Flieg' doch mal dort hin" (ich bin nicht gerne in Flugzeugen), und wenn ich dann ablehne, meinen sie, dass man doch etwas von der Welt sehen müsse. Ich behaupte, ich habe schon weite Reisen hinter mir, durch Wüsten, Dschungel, Meere, durch fremde und vertraute Gebiete. Ich bin schon so weit gereist, jahrelang, dass ich einen eigenen Reise-Blog erstellen könnte. Bloß habe ich keine Fotos davon und Berichte über die Optik dieser Reisen würden nicht viel nutzen. Weil sie nicht das Wesen, die Essenz der Reisen fassen würden. Wenn man sich aufmacht in ein neues Gebiet, sich also dorthin begibt, wo man noch nie zuvor war, und zunächst keine Ahnung hat von den Gepflogenheiten in diesem Areal, und wenn sich dort, wohin man reist, alles, oder zumindest vieles anders anfühlt als an den üblichen und vertrauten Orten, dann gleicht diese Reise einem Rätsel, das es zu lüften gilt. Man möchte wissen, was dort alles ist, was es wirklich damit auf sich hat. Und wie sieht es dann dort mit der Gefahr aus? Sind denn alle Reisen immer ohne Gefahr? Bei weitem nicht. Tatsächlich sind manche brandgefährlich und forderten auch schon zahlreiche Leben. Die Reisen, die ich unternommen habe, sind vielen Menschen zu gefährlich und sie würden sie nicht nachmachen wollen. Eine Zeit lang habe ich gedacht, möglicherweise so wie manche Menschen das über mich denken, dass die Menschen sehr viel versäumen würden. (Menschen, die mir raten, in die USA zu fliegen und die selbst schon waren, denken möglicherweise, dass ich etwas versäume, wenn ich nie in die USA reise.) Und so dachte bzw. denke auch ich, dass die Menschen viel versäumen würden, wenn sie nicht die Reisen unternehmen, die ich unternommen habe. Aber gerade wegen der Gefahr, und meine Reisen waren zum Teil sehr gefährlich, was mir teilweise erst viel später bewusst wurde, kann ich nicht ruhigen Gewissens jemandem empfehlen, sie mir nach zu tun. Ich kann also nicht sagen "Hey, reise mal dort und dort hin", zumindest nicht, ohne die Gefahren von dort und dort zu erwähnen. Ich reise übrigens immer nüchtern. Es gibt keine bewusstseinsverändernden Substanzen auf meinen Reisen, die haben mich nie wirklich interessiert. Und mir ist übrigens außerdem bewusst, dass ich mich bislang sehr verdeckt gehalten habe, dass ich für viele wahrscheinlich das Wesentliche noch gar nicht angesprochen habe, nämlich, was die Reise auch wirklich ist und beinhaltet. Meine Reisen dauern lange. Sie sind weit. Sie sind mitunter lebensgefährlich. Sie haben nichts mit bewusstseinsverändernden Substanzen zu tun. Sie haben damit zu tun, zu entdecken, was in unserem eigenen Geist alles drin ist. Und ich weiß mittlerweile, dass das viele Menschen gar nicht wollen. Ich weiß, dass viele Menschen Angst vor ihrer eigenen inneren Welt haben. Weil in unserer inneren Welt auch wirklich alles enthalten ist, die angenehmen, die neutralen und die unangenehmen Dinge. Wir können unser schlimmster Feind sein und sind es auch häufig. Und damit meine ich wirklich die schlimmsten. Wir können uns selbst so ein schlimmer Feind sein, dass wir für uns selbst lebensgefährlich werden. Demnach kann ich es mittlerweile aus einer gewissen Perspektive heraus verstehen, wenn Menschen diese inneren Reisen nicht unternehmen wollen. Sie fürchten sich, ihrem inneren Feind zu begegnen. Wollen diesen lieber möglichst wegschieben. Bloß nicht zu sehr in sich wühlen. Es könnte ja sein, dass etwas hervorkommt, was man nicht will. Von daher gebe ich hier nicht unbedingt eine Reiseempfehlung ab. Denn wer diese Reise antritt, begibt sich wahrscheinlich wirklich in Gefahr. Wie könnte ich ruhigen Gewissens jemanden in die Gefahr schicken? Ich finde, ich kann von der Gefahr erzählen, ich finde, ich kann von meinen Reisen erzählen. Dann möge jeder selbst entscheiden, ob er sie antreten will oder nicht. Es geht mir nur darum, nicht zu verheimlichen, dass so eine Reise gefährlich ist. Also noch einmal ganz deutlich: So eine Reise kann lebensgefährlich sein. Daher mein Schild: Reisen auf eigene Gefahr!
Ich gehe allerdings wirklich und authentisch davon aus, dass ich durch diese inneren Reisen schon ganze Welten gesehen, erlebt, gefühlt, entdeckt habe. Aber eben solche, wo es keine Fotos davon gibt. Ich kann euch diese Welten eher nicht optisch zeigen. Leider. Ich kann euch davon berichten, ich kann euch Musik darüber zeigen, die ich darüber komponiert habe (ich komponiere häufig meine Reiseberichte) und so weiter, aber Fotos gibt es nicht. Ihr könnt es euch nicht ansehen wie in einem Fotoalbum. Ich kann leider nicht sagen "und das ist die berühmte Golden Gate Bridge, die hier so schön beim Sonnenuntergang ihre Erhabenheit preisgibt". Und das macht meine Reisen für viele Menschen unverständlich und unzugänglich. Ich habe die gigantische Segnung, Freunde zu haben, die meine Reisen tatsächlich verstehen können, aber das ist gewissermaßen die Ausnahme. Wenn ich alle Menschen zusammenrechne, die ich kenne, glaube ich, dass die Mehrheit diese Reisen nicht wirklich nachempfinden kann. Weil die meisten eben so eine Reise noch nicht selbst gemacht haben. Und vielleicht nie machen werden. Hin und wieder begegne ich aber Menschen, die solche Reisen bereits unternommen haben. Und ich freue mich dann und bin neugierig auf ihre Berichte. Aber mehrheitlich würde ich sagen, sind wir in der Unterzahl. Sind wir die geheim Reisenden haha. "Die geheim Reisenden", das wäre ein Titel für diesen Blog. Ursprünglich hatte ich "Die ganze Welt" als Überschrift. Aber die geheim Reisenden gefällt mir besser. Ich glaube, das wird es. Seid ihr "geheim Reisende"? Schreibt mir gerne eure Erfahrung.

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